Unternehmertum, Angst, Freiheit, Schweiz, Demokratie

Wenn die Angst siegt – Unternehmertum in Gefahr

Was ist die Schweiz? Meine Homebase. Das Land, in dem meine Kinder gross werden. Der Schnee, den ich so liebe unter meinen Skiern zu spüren. Aktuell ist die Schweiz für mich aber auch ein Seismograf. 

Ich habe es zum Beispiel mit Blick auf Mega-Trends und ihre Bedeutung fürs Business gesagt, wie wichtig es ist, unser Handeln von der Zukunft abzuleiten. 

Ich merke, wie die Sorge mich umtreibt. Der Blick auf die Schweiz zeigt mir aktuell, wie wichtig Folgendes ist: Wir, Sie, müssen verstehen, was das aktuelle Geschehen in der Schweiz für die Zukunft der Gesellschaften auch in Deutschland, Österreich, Europa bedeutet. 

Wenn ich das, was in der Schweiz geschehen ist, von der Zukunft her denke, sehe ich eine Welt, in der die Menschen weit unter ihren Möglichkeiten leben, in der gestalterisches Unternehmertum eingeschränkt ist. 

Ich sehe den Sieg der Angst über die Freiheit. 

Der 28. November 2021

Am 28. November 2021 fand in der Schweiz eine Volksabstimmung über über die Corona-Politik der Regierung statt. Und die Mehrheit stimmte für diese Politik.

Warum aber ist dieses, ich sage mal, lokale Wahlereignis eines kleinen Landes im Schatten der Alpen, für Europa, für Sie, von Bedeutung?

Weil wir Schweizer eigentlich sture Köpfe sind. Wir lassen sich ungern etwas vorschreiben. Die Schweiz – das ist direkte Demokratie. Das ist Regionalität. De-Zentralisierung. Die Schweiz – das ist Freiheit.

Diese Freiheit haben wir Schweizer am 28. November 2021 vorerst freiwillig abgegeben. Und der Grund dafür lässt mich mit Sorge auf die Zukunft auch von Deutschland, von ganz Europa blicken.

Der Ruf nach den Helden

Die Idee von dezentralen Strukturen in der Gesellschaft, in der Wirtschaft und in der Politik, sorgt für eine Verteilung von Macht auf viele Schultern. Sie sorgt in Unternehmen dafür, dass die in einer komplexer werdenden Welt nötige Kreativität und Könnerschaft gefördert wird. Nur in dezentralen Strukturen ist die Entwicklung des ganzen Potenzials der Menschen möglich, das lehrt auch die Gehirnforschung. 

Nur wenn wir in Strukturen leben und arbeiten und wirtschaften, die auf Kooperation setzen, die ermöglichen, dass viele Menschen miteinander interagieren, dann ist eine Zukunft möglich, in der wir Gesellschaft und Wirtschaft menschlicher und auch umweltkompatibler gestalten können. In der wir die gewichtigen Probleme, mit denen wir uns konfrontiert sehen werden, wirklich lösen können.

Der 28. November 2021 zeigt mir, dass der Trend aber weg von solchen dezentralen Strukturen geht, der Trend geht hin zum Zentralismus. Und die Ursache für diesen Trend sehe ich in der Angst.

Wo sind die Helden?

Wir leben in einer Zeit, in der zentrale Strukturen aufgebaut werden. Es gibt immer deutlichere Machtballungen in Zentren, wenige Menschen bestimmen über viele, sei es in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, in der Politik. Am 28. November 2021 haben wir in der Schweiz unsere Freiheit vorerst abgegeben, weil wir für die Stärkung der Kontrolle gestimmt haben.

Dieser Trend war bei uns schon lange zu bemerken, jetzt aber ist er überdeutlich: Wir haben unsere Stimme an wenige delegiert. Diese Wenigen sollen unsere Geschicke lenken, uns alle durch schwierige Zeiten führen – weil: die Menschen Angst haben. Und diese Angst ist überall um uns herum zu spüren, eben nicht nur in der Schweiz.

Der Trend hin zu einer Angstkultur ist für mich überdeutlich. Und was machen Menschen, wenn sie Angst haben? Sie rufen nach einem Helden, sie   halten nach Hilfe Ausschau. Und je grösser die Angst wird, umso lauter werden die Rufe nach Rettung. Und umso grösser wird die Bereitschaft, die eigene Verantwortung an jemanden Anderen zu delegieren.

Ich hatte das gerade bei uns in der Schweiz nicht für möglich gehalten, vor allem auch, weil der Zugang zu Informationen noch nie so gross war. Aber anscheinend sind auch die stursten Köpfe empfänglich für Helden. 

Kein Märchen, sondern unsere Zukunft

In der Krise finden sich immer Menschen, die sich als Helden präsentieren. Wer ist Ihnen zum Beispiel in den letzten Monaten aufgefallen, der sich als Retter in der Not präsentiert? Aber wir leben eben nicht in einer Märchenwelt, in der die Helden die Guten sind. Oft sind die Helden eben Menschen, die ihre Macht ausbauen wollen und sich gerade in solchen Krisenzeiten mehr Macht zuschanzen.

Und genau das passiert allerorten, so meine Beobachtung. Die Angstkultur, die sich in den letzten Monaten etabliert hat, sorgt für eine Machtkonzentration in den Händen weniger. Die Angstkultur sorgt dafür, dass wir eine Entwicklung der Gleichmacherei fördern.

Sie, ich, laufen Gefahr, durch dieses Delegieren unseren Handlungsspielraum zu verlieren. Angst frisst Freiheit auf. So geht Ihre und die Rumpfstabilität Ihrer Mitarbeiter verloren oder wird nie erlernt. So wird das Potenzial vernichtet, welches unsere Gesellschaften und auch unsere Unternehmen voranbringen kann: Der Mut und der Wille zur Gestaltung, die Kreativität, der Weitblick, die Verantwortungsübernahme für das eigene Leben, die Mitmenschen und unsere Umwelt. Kurz: ein starkes, unabhängiges Unternehmertum.

Ihr Markus Hotz

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Egal, ob aus dem Engadin, von Hawaii oder von einem anderen schönen Plätzchen dieser Welt: Markus Hotz schickt Ihnen Geschichten aus seinem Leben als Transformator, schenkt Ihnen Denkanstösse und versetzt Ihnen den manchmal nötigen Push in einer Zeit der Veränderung – ohne Jammern, dafür mit ansteckendem Tatendrang. Und weil sein Sport bei ihm eine hohe Priorität hat, auch sicherlich nicht zu oft.

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