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Ohne Fehler ist der Weg nur halb so produktiv

„Chef, es tut mir wahnsinnig leid, aber mir ist ein gravierender Fehler unterlaufen.“

Eine Führungskraft hat nun folgende Reaktionsmöglichkeiten:

Möglichkeit A: „Sind Sie verrückt?! Das kann Sie Ihren Job kosten! Wissen Sie, was das für unser Unternehmen bedeutet? Das wird Folgen haben!“

Möglichkeit B: „Vielen Dank, Herr Müller. Ich bin froh, dass Sie den Fehler gemacht haben. Das wird uns vorwärts bringen.“

Welch ein Jammer, dass wahrscheinlich nur die Wenigsten Antwort B wählen würden …

Ab in dein Zimmer!

Für mich ist die zweite Reaktion die einzig richtige Entscheidung, denn ich finde Fehler produktiv – vorausgesetzt, alle Beteiligten lernen daraus. Ich befürchte jedoch, dass ich mit dieser Einstellung recht allein dastehe. In den meisten Unternehmen traut sich nämlich kaum ein Mitarbeiter, der Chefetage einen Fehler zu gestehen – aus lauter Angst vor möglichen Folgen. Ich kenne Firmen, die eine Nullfehler-Devise rausgeben. Wie soll das möglich sein?

Grund für die Angst, Fehler zuzugeben ist ein anerzogenes Verhaltensmuster: Wenn Kinder Mist bauen, werden sie von ihren Eltern oft bestraft. Schon von Kindesbeinen an lernen wir also, dass Fehler nicht gut sind und bestraft werden. Kaum ein Elternteil nutzt den Fehler als Denkanstoss, warum das Kind etwas falsch gemacht hat. Doch wenn sie dies nicht hinterfragen, werden sie auch keine Antworten finden. Und so ist der weitere Verlauf vorhersehbar: Eltern bestrafen Fehler und schüren so die Angst vor weiteren Fehltritten.

In der Kindheit werden Fehler also schon zu No-Gos und diese Ansicht teilen auch viele Unternehmen. Aber ich nicht …

Ich liebe Fehler

Wenn in meinen Unternehmen Mitarbeiter zu mir kamen und beichteten, dass sie einen Fehler gemacht haben, dann eröffnete sich für mich immer ein Entwicklungsfeld. Denn Fehler sind gut! Sie zeigen, dass ein Unternehmen noch nicht am Optimum ist.

Das haben auch junge Start-ups begriffen. Dort entsteht eine ganz neue Fehlerkultur, in der Fehltritte als erster Schritt zur Weiterentwicklung gesehen werden. Statt dem Verursacher Vorwürfe zu machen, suchen dort Führungskräfte nach der Fehlerquelle, um im Folgenden daran zu arbeiten, sie aus dem Unternehmen zu eliminieren. Nur wenn Dinge schieflaufen, können Schwachstellen gefunden werden. Und das ist ein sehr wichtiger Prozess in der Entwicklung. Schliesslich legt kein Unternehmen einen fehlerfreien Start hin.

Jetzt werden Sie vielleicht die Stirn krausziehen, denn als Führungskraft wissen Sie am besten, dass Fehler oftmals richtig viel Geld kosten. Da ist der erste Impuls wahrscheinlich, dem Mitarbeiter die Hölle heiss zu machen. Aber mit solch einem Vorgehen müssen Sie auch in Kauf nehmen, dass Ihre Mitarbeiter in einer angsterfüllten Umgebung arbeiten. In einer, in der sie stets befürchten müssen, dass andere vorbeiziehen, sobald ihnen ein Fehler unterläuft. Die Folge: Fehler werden vertuscht, schöngeredet und somit Höchstleistungen verhindert.

Nur wer fällt und wieder aufsteht, ist ein Sieger

Für mich ist das undenkbar. Wenn ich einen Bock geschossen habe, dann sage und zeige ich, wo ich versagt habe. Ich gehe damit offen und ehrlich um, reflektiere, was gut oder schlecht war. Dies lebe ich meinem Umfeld auch genau so vor, damit jeder Gewissheit hat, bei mir einen Fehler zugeben zu dürfen – ganz ohne Angst.

Werfen Sie doch mal einen Blick in die USA, dem Land der Erfolgsstories. Wenn dort ein Mensch zwei Mal bankrott geht, dann ist er der grosse Superheld, wenn er ein drittes Mal aufsteht. Dort herrscht eine ganz andere Haltung zum Thema Niederlage. In den Vereinigten Staaten liebt man Fehler zwar auch nicht, aber dort gehen Führungskräfte produktiver damit um und nutzen sie, um weiterzukommen. Und am Ende führen sie oftmals zu etwas ganz Grossem.

Wenn Ihnen das nächste Mal ein Mitarbeiter also einen Fehler gesteht, überlegen Sie zweimal, wie Sie darauf reagieren. Nehmen Sie ihn doch lieber beiseite, suchen sie gemeinsam die Ursache und lernen sie gemeinsam daraus. Und gehen Sie dabei als gutes Beispiel voraus: Stellen Sie sich bei Ihrem nächsten Fehler doch auch mal vor Ihre Mannschaft und geben ihn zu.

Schliesslich sind Sie auch nicht perfekt, doch genau das macht Sie unglaublich sympathisch.

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Egal, ob aus dem Engadin, von Hawaii oder von einem anderen schönen Plätzchen dieser Welt: Markus Hotz schickt Ihnen Geschichten aus seinem Leben als Transformator, schenkt Ihnen Denkanstösse und versetzt Ihnen den manchmal nötigen Push in einer Zeit der Veränderung – ohne Jammern, dafür mit ansteckendem Tatendrang. Und weil sein Sport bei ihm eine hohe Priorität hat, auch sicherlich nicht zu oft.

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