Der stille Preis – zwischen Hilflosigkeit und Haltung

Der stille Preis – zwischen Hilflosigkeit und Haltung

Die Bewegungen sind gross, gewaltig, sie haben einen gewaltigen Impact auf unsere Unternehmen, unsere Gesellschaften, Sie, mich, unsere Kinder.

Machtverschiebungen von West nach Ost, Handelskonflikte zwischen Großmächten wie den USA und China, ein sich neu aufstellender Mittlerer Osten. Gewaltige Verschiebungen der geopolitischen Tektonik, die global bereits heute ihre enormen Kräfte entwickeln, die bisher lokal, in unserem Alltag, noch kaum in ihrem wirklichen Ausmass zu greifen sind.

Unter unseren Füssen und hinter unserem Rücken verschiebt sich die Ordnung der Welt, wie wir sie kennen. 

Und gerade deswegen, weil die Welt, wie wir sie kennen, trotz allem medialen Getöse, auf unheimliche Weise still und leise zusammenbricht, sollten wir hinhorchen: Was geschieht? Was bedeutet das für mein Unternehmen? Für meine Familie? Für meine finanzielle Sicherheit?

Der Preis, den wir zahlen

Der Preis, den wir alle für die Veränderungen und die geopolitischen Spannungen zu zahlen haben, ist still, weil er bislang selten laut diskutiert wird. Es ist ein Preis, der sich dennoch tief in den Alltag und die emotionale Verfasstheit vieler Menschen einschreibt: Eine fundamentale Unsicherheit ergreift die Menschen, weil sie zwar spüren, dass die Welt, wie sie sie kannten, aufhört zu existieren, sie aber nicht wissen, wie sie darauf reagieren sollen. Nicht wissen, was ihre Rolle in diesem ganzen Spiel ist – ja den Eindruck haben, dass sie überhaupt keine entscheidende Rolle spielen können. 

Und das macht etwas mit den Menschen, wenn sie spüren, wie wenig Einfluss sie auf das grosse Schachspiel haben, auf die Entscheidungen weniger, die die Welt für alle aus ihrer Bahn werfen. Wenn sie spüren, dass über ihre Köpfe hinweg und hinter ihrem Rücken Entscheidungen getroffen werden, mit denen sie nicht einverstanden sind.

Das Thema, bei dem mir dies besonders klar wird, ist Krieg: Krieg ist wieder eine denkbare, sogar akzeptable Option. Lauter werden die Stimmen, die Aufrüstung und die Wiedereinführung der Wehrpflicht fordern. Lauter werden die Stimmen, die es als alternativlos ansehen, dass sich Land und Menschen auf den Krieg vorbereiten. 

Und diese Stimmen der Mächtigen und einer Presse, die sich als Sprachrohr dieser Mächtigen versteht, sind so laut, dass der Eindruck entsteht: So denken alle. Das ist der Wille aller: „Wir alle sind gern bereit, den Preis zu zahlen, den eine unsichere Welt von uns fordert! Wenn wir uns nicht hilflos fühlen wollen, müssen wir in unsere Stärke investieren!“ Die wenigen mahnenden Stimmen sind nur ein leises Echo einer schon verklingenden Randmeinung.

Krieg als Businessmodell ist somit in Europa wieder opportun – und als solches hat er seine ganz eigene Logik, erscheint sogar vernünftig, weil wir Preis und Nutzen gegeneinander aufrechnen können, weil eine Gewinn- und Verlustrechnung möglich ist – und es nur darauf ankommt, die Verluste niedrig zu halten bei gleichzeitiger Gewinnmaximierung.

In Stille wirken, Haltung zeigen

Wie denken Sie darüber? Besser aufrüsten, weil es die anderen auch tun, Krieg als zwar schreckliche, aber denkbare Option einkalkulieren, so als sei Regen angesagt und wir täten besser daran, einen Regenschirm mitzunehmen? Oder gehören Sie zu den Menschen, die mit den Entscheidungen, die die Bestie Krieg füttern, nicht einverstanden sind, vielleicht weil Sie eigene Kinder haben, die Sie nicht in den Kampf schicken wollen?

Aktuell gibt es nicht viele Menschen, die gegen Entscheidungen, die so mächtig sind, dass sie alternativlos erscheinen wie eben die skizzierte Kriegsvorbereitung, aufstehen. Die einen Aufstand wagen, weil sie nicht einverstanden sind. 

Und ich?

Ich bin Pazifist. Krieg bedeutet für mich nur Verlust. Es gibt keine Gewinner – außer vielleicht jene, die am Krieg verdienen. Und das sind nur wenige. Für den Rest ist es Schmerz, Verlust und Anpassung an das Unfassbare.

Das bedeutet für mich aber nicht, dass ich in den Aufstand gehen werde. Ich nehme hier eine andere Haltung als die des „Aufständigen“ ein: Denn ich denke, dass es grundsätzlich keinen Sinn macht, etwas zu bekämpfen. Der eigene Kampf nährt nur das, was bekämpft wird. Gehe ich in den Aufstand, so schwäche ich meine Möglichkeiten, an einer anderen, einer besseren Welt zu bauen.

Ich will das Alte nicht bekämpfen, sondern das Neue denken. Statt meine Energie also in Wut und Widerstand zu stecken, suche ich den Austausch mit Gleichgesinnten, will ich mit anderen neue Ideen entwickeln.

Wenn viele sich friedlich verhalten – innerlich wie äußerlich –, dann wird Krieg irgendwann überflüssig, so die Hoffnung. Das klingt idealistisch, mögen Sie einwenden. Aber vielleicht ist es gerade das, was wir heute brauchen: Menschen, die still und leise das Undenkbare denken – eine Welt ohne Krieg.

Antworten auf wichtige Fragen wie „Was bedeutet eine Entwicklung für meine Familie? Für meine finanzielle Sicherheit? Für Freiheit und Frieden? Für mein Unternehmen? Für mein Leben?“ finde ich nicht, indem ich gegen etwas bin, mich am Alten orientiere, sondern indem ich nach vorne schaue: 

Statt eines Mindsets, das von Angst und Lärm und Unruhe geprägt ist, setze ich auf Zuversicht und Hoffnung und Liebe. Ich investiere meine Lebensenergie in die Kraft der Kooperation und auch in das eher stille Vertrauen in andere Menschen und in mich selbst. 

Ihr Markus Hotz

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Vielfalt als Chance – die Zeiten einfacher Antworten sind vorbei …

Egal, ob aus dem Engadin, von Hawaii oder von einem anderen schönen Plätzchen dieser Welt: Markus Hotz schickt Ihnen Geschichten aus seinem Leben als Transformator, schenkt Ihnen Denkanstösse und versetzt Ihnen den manchmal nötigen Push in einer Zeit der Veränderung – ohne Jammern, dafür mit ansteckendem Tatendrang. Und weil sein Sport bei ihm eine hohe Priorität hat, auch sicherlich nicht zu oft.

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